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Begeisterung

Heute will ich Dir von einem für mich so faszinierenden und gleichzeitig be-denkens-werte Thema schreiben.
 
Dabei geht es mir unter anderem um Lebens- und Beziehungsqualität.
Mich bewegt die Frage:
Wie kann ich mein Leben nachhaltiger und lebenswerter gestalten?
 
In einem Buch von André Stern geht es dabei um „Begeisterung“.
Begeisterung, die unser Leben bereichert und uns lebendig wahrnehmen lässt.
 
Viel Freude beim Lesen. Vielleicht kann ich Dich ja begeistern.
Begeisterung
 
Um uns dem zu nähern möchte ich Dir zwei Episoden erzählen.
 
Meine tägliche Arbeit in FenKid-Kursen, Sandraum, Original Play
 
In meinen Kursen beobachte ich einem ganzen Schwall von begeisterten kleinen Menschen.
Ihre Begeisterung entdecke ich in den freudigen Bewegungen,
lachenden Gesichtern, staunenden und glänzenden Augen.
Der Raum wird gefüllt mit jauchzendem Lauten, ein vor sich her brabbeln.
 
Gleichzeitig schaue ich in begeisterte Gesichter der großen Menschen.
All die Begeisterung machen meine Arbeit zu einem großen Geschenk,
mein Herz wird weit, ich spüre in mir ein Lachen, das auch nach den Kursen bleibt.
Dafür bin ich jeden Tag auf’s neue sehr dankbar.
 
Mein Arbeitsweg
 
Morgens führt mich mein Weg zur U-Bahn die Silvio-Meyer-Straße entlang.
Um kurz vor 8:00 Uhr strömen die Schüler die Straße hoch und biegen zum Gymnasium ab.
Ihre Körper sind vornübergebeugt. Ihr Blick ist nach unten gerichtet. Sie trotten vor sich hin. Ich höre den schweren Schritt und sehe in lustlos wirkendende Gesichter.
Ich steige in die U-Bahn, fahre eine Station und laufe ca. 150 Meter zur S-Bahn.
 
Was begegnete mir hier? Ein ähnliches Bild.
 
Schwer und völlig apathisch wirkende, in sich gekehrte große Menschen auf dem Weg zur Arbeit.
Ich sehe die Augen, die das Leuchten verloren haben, die an mir vorbeischauen,
mich überhaupt nicht wahrnehmen.
 
Ich frage mich: Was passiert mit uns?
Wir werden geboren und haben ein unglaubliches Potenzial in uns.
Wir sind so begeistert von allem, was uns begegnet.
100 – 200 Mal pro Tag ist der gesamte Körper regelrecht geflutet von Begeisterung.
 
Spätestens in der Schule, meistens schon viel früher in der Fremdbetreuung,
wird diese Fähigkeit verschüttet.
Pflichterfüllung, Anpassung, Leistung treten in den Vordergrund.
Spielen und Lernen werden getrennt.
 
Spielen = Spaß      Lernen = Ernst
 
Dabei geschieht unser Lernen im Spiel.
Sie gehören zusammen.
 
Es kommt kaum noch ein Schub von Begeisterung auf.
Wir führen aus, passen uns an, verlieren an Lebendigkeit.
 
Ist das ein Leben, was nachhaltig und lebenswert?
 
Diese Frage ist für mich nochmal so viel klarer geworden, als ich das Buch von André Stern „Begeisterung – Die Energie der Kindheit wiederentdecken“ las.
 
Wie können wir die Kindheit wiederentdecken?
 
In dem Moment nach der Geburt, wo uns dieser kleine Mensch, unmittelbar begegnet,
strömen die Gefühle der Begeisterung nur so aus uns heraus.
Das Leben mit ihm im ersten Lebensjahr ist gefüllt von diesen Momenten der Freude,
der Begeisterung und Dankbarkeit.
 
Vieles geht später durch die vielfältigen Aufgaben Arbeit, Haushalt, Familie unter.
Wir leben auf das Wochenende zu, auf den nächsten Urlaub und verlieren den Blick auf das,
was gerade da ist.
Wir verlieren uns in der Zukunft, in dem, was kommt.
 
Wir haben die Chance uns diese Begeisterung zu erhalten und diese Schatztruhe offen zu halten.
Dafür reicht als erstes alleine schon innezuhalten und einen Blick auf uns und unser Leben zu werfen.
Auf den zweiten Blick zu schauen, was kann ich an meiner Lebenssituation ändern.
 
Träumen ist dabei unbedingt erlaubt.
 
Für jeden von uns gibt es Wege, die uns in die Begeisterung versetzen.
 
Ich wünsche mir, dass wir aufmerksam bleiben
und unseren kleinen Menschen die Möglichkeit, die Ermutigung und Unterstützung geben,
dass die Schatztruhe der Begeisterung für sie immer offenbleibt.
 

Eine wahre Geschichte
 
Am Wochenende war ich auf dem Weg zu meinem Enkelkind, seinem 1. Geburtstag.
Leider wohnt er 600 km von mir entfernt.
 
Meine Fahrt ging von Berlin nach Aurich. In Bremen stoppte alles.
Die Durchsage der Deutschen Bahn: „Notarzteinsatz auf der Strecke Bremen – Delmenhorst. Der Zugverkehr ist in beiden Richtungen eingestellt.“
Der Bahnhof war voll mit Menschen. Gezeter, ärgerliche Gesichter waren überall um mich herum zu hören, zu sehen.
 
Die Sonne schien und wärmte so wunderbar. Da ich an der Situation nichts ändern konnte, ließ ich mich auf dem Bahnsteig nieder, genoss die Sonne und las in dem Buch „Geschwister“ von Nicola Schmidt.
Mittlerweile war abzusehen, dass es mehrere Stunden dauern würde, bis der Zugverkehr wiederaufgenommen werden konnte.
Von Bremen nach Delmenhorst kein Bus. Ich recherchierte welche Möglichkeiten ich noch hatte, weiterzukommen.
 
Ah, ja, eine Chance gab es noch.
Ein Taxi. Alleine, viel zu teuer. Also was tun. Ich musste mir Menschen suchen, die mit mir zusammen ein Taxi zur Weiterfahrt nutzen wollen.
Ich nahm meine Sachen, verließ den sonnigen Platz am Bahnsteig, ging auf den Vorplatz vom Bahnhof und hielt Ausschau.
Da entdeckte ich einen jungen Mann der anscheinend ebenfalls nach Mitfahrern suchte.
Ich ging hin und sprach ihn an.
Zu guter Letzt waren wir 5 Menschen, die sich unbekannt waren und nun gemeinsam in ein Taxi stiegen.
Wir fuhren los und nach kurzer Zeit fragte der junge Mann: „Wollen wir zusammen ein Lied singen.“
So sangen wir, erzählten uns Geschichten, lachten so herzhaft miteinander.
Beim Abschied umarmten wir uns und fühlten uns verbunden.
 
Was für eine wunder-volle Fahrt.
 
Hey, was konnte mir Besseres passieren an diesem Tag.
Wenn ich daran denke und dir davon schreibe, zaubert es mir ein Lachen ins Gesicht.
Solltest du dich fragen, was das mit dem Newsletter von heute zu tun hat.
Es braucht nur wenig um den Deckel zu heben, die Wolken bei Seite zu schieben und die Sonne der Begeisterung zu sehen und zu leben.
 
Ich danke Dir für Dein Lesen und wünsche Dir mehr und mehr begeisterte Momente!