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"Herzensschule"

Seit gut zwei Wochen gibt es viele Reaktionen auf den Dokumentarfilm „Elternschule“.

 

Ich habe lange überlegt, ob ich etwas zu dem Film „Elternschule“ schreiben soll und mich den zahlreichen Stimmen anschließe.

Heute sagt mir mein Gefühl, dass dazu etwas aus mir heraus möchte.

 

Dieser Ansatz, der in der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchener zu einem Teil praktiziert wird, ist anders, als das, was mir in der Begleitung von großes und kleinen Menschen wichtig ist.

 

"Die Art und Weise, wie du dich auf dein Kind beziehst, prägt maßgeblich sein Selbstbild, seine Sicht auf die Welt und seine Fähigkeit, gelingende Beziehungen zu führen. Nicht nur im Heute, sondern auch morgen und in all den Jahren, die noch folgen werden. Lasst uns von der Liebe reden!" mini and me

                                   Schau Dir diese drei Fotos an! Was lösen sie in Dir aus? 

©pixabay

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Hast Du sie bewertest? Und wenn ja, wie? Welche Gefühle lösen sie bei Dir aus?

Mir wurde in meiner Kindheit gesagt, dass es schlechte und gute Gefühle gibt.

Gut war die Freude, schlecht war die Wut und die Trauer.

Meine Tränen wurden in meinem späteren Leben als Mittel zum Zweck bewertet.

All das hat mein Selbstwertgefühl geschwächt und über Jahre dazu geführt, mich selbst nicht mehr mehr fühlen zu können.

 

„Wer sich als Kind nicht verliert, braucht sich als Erwachsener nicht neu suchen.“

 

Ich bin einen langen Weg gegangen, um mich neu zu finden.

 

Kleine Menschen im Alter bis zu drei Jahren sind noch nicht in der Lage sich selbst zu regulieren. Hier bist Du, als großer Mensch gefragt.

Durch Deine Coregulation kann das Kind nach und nach lernen seine Gefühle, Emotionen zu verstehen und sich selbst zu regulieren.

Wichtig ist, dass alle Gefühle ihre Berechtigung haben und ohne Bewertung da sein dürfen.

Es geht nicht darum Gefühle wegmachen zu wollen, sondern sie, als in mir entstehende wahrzunehmen, anzunehmen und damit umzugehen.

 

Das, was da raus will, ist nicht der Mensch, der so und so handelt, sondern sein  Nervensystem, das übernimmt.

Das hat unsere Menschheit, aus evolutionärer Sicht, überleben lassen.

Bei Gefahr reagiert unser ältestes Hirnareal, Reptiliengehirn, mit Kampf, Flucht oder Erstarren (totstellen).

 

Frühestens im Alter von 5 – 7 Jahren können Menschen kognitiv bewusst Handlungen einsetzen, um zu einem Ziel zu gelangen.

 

Als Erwachsener kann ich meine Gefühle, mich nur regulieren, wenn ich in meiner Kindheit eine Coregulation erfahren durfte.

Dann kann z.B. Wut als belebende Kraft erlebt werden und führt nicht zu Gewalt.

 

Zorn mündet nur dann in physische Aggression, wenn die vielen zwischengeschalteten Kontrollmechanismen allesamt versagen.

Unter gewöhnlichen Umständen schützen uns Empathie und prosoziale Werte davor, dass sich die angestaute Energie sogleich in körperlicher Gewalt entlädt.

 

Hier stellt sich mir die Frage:

Wie können wir Empathie und prosoziale Werte entwickeln?

Sicher nur, wenn wir Empathie erleben und prosoziale Werte im Miteinander gelebt werden.

 

"Ob Freude, Trauer, Wut oder Angst – was wäre das Leben ohne Emotionen? Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich hinter ihnen weit mehr verbirgt als nur das, was am Ende als Gefühl an die Oberfläche tritt – und dass selbst die unangenehmsten Gemütsregungen evolutionsbiologisch betrachtet einen wichtigen Zweck erfüllen." (Spektrum)

 

Was können wir tun?

Aus meinem Wissen und meiner Sicht liegt hier der größte Schatz, den wir unseren Kindern mit auf den Weg geben können.

 

Ich nenne das „Herzensschule“!

 

Wenn ich als großer Mensch, diesem kleinen Menschen in Liebe begegne, es mit all seinen Gefühlen annehme, dann kann daraus dieser Mensch wachsen.

Gehen wir in einen gleichwürdigen Kontakt mit uns und dem Menschen dem wir begegnen.

Für mich bedeutet das, dass egal welchen Alters, Herkunft, Sprache, Kultur, besonderer Bedürfnisse, traumatischer Erfahrungen, jeder Mensch das Recht auf Würde und einen würdevollen, gleichwürdigen Umgang hat.

 

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

 

Mein Wunsch ist es, Dich und Dein Kind zu begeistern für eine Welt, die Lust macht auf Leben, Freude, Neugier, Anerkennung und Wertschätzung.

 

Herbert Renz-Polster

https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/blog/elternschule-therapie-in-not/

 

DKSB e.v.

https://www.dksb.de/de/artikel/detail/elternschule-kinderschutzbund-zu-der-umstrittenen-erziehungs-doku/

 

Franz Ruppert

https://www.rubikon.news/artikel/schwarze-padagogik-2-0?fbclid=IwAR08ncq2c3uHg6UmthyCIE1a00l3BaGs4QCeQK9ObEr1QIXhTIz8vDGwX9g